Spendenkonto: IGFM-Arbeitsgruppe Fulda IBAN: DE92 53050180 0040027445 - Sie erhalten eine Spendenquittung bei vollständiger Adressangabe
»Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.«
(Art.1 der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte)
Die Arbeitsgruppe Fulda der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte e.V. wurde am 13. Mai 1989 in Fulda gegründet. Moralische und rechtliche Grundlage unserer Arbeit bildet die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948. Alle unsere Mitglieder sind ehrenamtlich tätig. Schwerpunkte unserer Arbeit bilden der Einsatz für die Menschenrechte, insbesondere der Schutz der Kinderrechte. Dafür engagieren wir uns mit Veranstaltungen, Ausstellungen und unserer humanitären Arbeit - insbesondere für Bildungsprojekte - mit dem Schwerpunkt Rumänien.
Im Großraum Brăila, im Osten Rumäniens, unterstützt die IGFM-Fulda Armenküchen, soziale Projekte, Wohngruppen für Waisenkinder und Menschen mit Behinderungen. Wir bemühen uns um eine Verbesserung der Lebenssituation kinderreicher Familien und alter Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, durch kurzfristige und nachhaltige Hilfe und vermitteln Schulpatenschaften. Dafür sind wir jährlich persönlich in Rumänien vor Ort, seit über 30 Jahren.
1994 wurde unser Engagement vom Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger mit dem Europa-Preis der Europa Union gewürdigt. Seit März 2016 sind wir Mitglied in der Lokalen Agenda-Arbeitsgruppe »Faires Fulda«.
Als Arbeitsgruppe Fulda der Deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte e.V. sind wir Teil einer Nichtregierungsorganisation, die sich in vielen Ländern der Welt für die Verbesserung der Menschen- und Kinderrechte einsetzt, politisch Verfolgten und Inhaftierten eine Stimme gibt und Missstände anprangert. Sprecher der IGFM-Arbeitsgruppe Fulda sind Gunter Goebel (0661/240088) und Felizitas Sondergeld (06657/8715).
Seit März 2016 ist die IGFM-Arbeitsgruppe Fulda mit Felizitas Sondergeld in der Agenda-Arbeitsgruppe FAIRES FULDA vertreten.
Der Agenda AG "Faires Fulda" gehören Vertreterinnen und Vertreter von Fuldaer Schulen, katholischen und evangelischen Kirchengemeinden, des KAB-Diözesanverbandes Fulda, der Verbraucherzentrale Hessen e.V., der kfd, des Weltladens, von Kolping, der IGFM-AG Fulda, des BDKJ Fulda, Bistum Fulda - Referat Weltkirche, tegut… gute Lebensmittel, Blumen-Link, des Umweltzentrums sowie das Agenda-Büro der Stadt Fulda, u.a. an.
Leitbild der Arbeit ist die Lokale Agenda 21 der Stadt Fulda (im Jahre 2001 durch die Stadtverordnetenversammlung verabschiedet), die ein Handlungsprogramm für nachhaltige Entwicklung zur Sicherung der Lebensqualität künftiger Generationen darstellt und einen lokalen Beitrag zur globalen Gerechtigkeit leisten möchte. Zu den drei tragenden Säulen der Agenda 21 gehören daher Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und nachhaltiges Wirtschaften. Nachhaltigkeit bedeutet, jede Generation soll sich so verhalten, dass nachfolgende Generationen und alle Menschen anderer Regionen der Erde gleichwertige Lebensgrundlagen und Entwicklungsmöglichkeiten haben.
Foto unten: IGFM-Stand im Marmorsaal anlässlich der Rezertifizierung Fuldas als Fairtrade Stadt.
Oben: Fulda bleibt Fairtrade Stadt.
Zertifikatsübergabe für die Rezertifizierung Fuldas am 21.03.2025. (Foto: Johannes Heller, Stadt Fulda)
Unten: Ansprache des Fuldaer Oberbürgermeisters Dr. Heiko Wingenfeld anlässlich der Rezertifizierung. (Foto: Gunter Goebel)
21.03.2025: Gruppenfoto der Rezertifizierung Fuldas als Fairtrade Stadt. Mit dabei: Fünf Mitglieder der IGFM-Arbeitsgruppe Fulda: Felizitas Sondergeld, Waltraud und Dieter Bohl, Othmar Ballmaier und Gunter Goebel. (Foto: Johannes Heller, Stadt Fulda)
18.02.2019 - Die Agenda-Arbeitsgruppe Faires Fulda hisst unter Beteiligung von Felzitas Sondergeld von der IGFM-Fulda gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld vor der Stadtwache Fulda die Fahnen „Wir sind Fairtrade-Stadt“ (Foto: Conrad Sailer).
Die Arbeitsgruppe Fulda der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte e.V. arbeitet auf der Basis der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948.
Artikel 23 der Charta thematisiert das Recht auf Arbeit und den Schutz der Arbeiter und fordert, dass jeder Mensch das Recht auf eine angemessene Entlohnung hat, die ihm und seiner Familie ein Leben in Würde ermöglicht (Artikel 23, Satz 3).
Als Vorsitzende der UN-Menschenrechtskommission war Eleanor Roosevelt die treibende Kraft bei der Schaffung der Charta von 1948, der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Diese Charta bildet die Grundlage der Arbeit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, zu der die Fuldaer Arbeitsgruppe der IGFM gehört.
Eleanor Roosevelt fand auf die Frage "Wo beginnen die Menschenrechte?" folgende Antwort: "An den kleinen Plätzen, nahe dem eigenen Heim. So nah und so klein, dass diese Plätze auf keiner Landkarte der Welt gefunden werden können. Und doch sind diese Plätze die Welt des Einzelnen: Die Nachbarschaft, in der er lebt, die Schule oder die Universität, die er besucht, die Fabrik, der Bauernhof oder das Büro, in dem er arbeitet. Das sind die Plätze, wo jeder Mann, jede Frau und jedes Kind gleiche Rechte, gleiche Chancen und gleiche Würde ohne Diskriminierung sucht. Solange diese Rechte dort keine Geltung haben, sind sie auch woanders nicht von Bedeutung. Wenn die betroffenen Bürger nicht selbst aktiv werden, um diese Rechte in ihrem persönlichen Umfeld zu schützen, werden wir vergeblich nach Fortschritten in der weiteren Welt suchen."
Von lokalen Veranstaltungen bis zu internationaler Hilfe: Ein Jahr voller Engagement. In diesem kompakten Clip sind einige auf Video und Bild festgehaltene Momente aus der Arbeit der deutsche Sektion e.V. der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte abgebildet, auch von der IGFM-Arbeitsgruppe Fulda. Auch wenn hier der Fokus auf der deutschen IGFM-Sektion liegt, so sind wir eine große IGFM-Familie, die grenzüberschreitend arbeitet und wirkt. Jede Begegnung, jede ausgestreckte Hand zeigt: Gemeinsam bewirken wir Veränderung – jeden Tag, überall.
(06.04.2025) Menschenrechte, Globale Gerechtigkeit, menschenwürdige Lebens- u. Arbeitsbedingungen, Umwelt- und Klimaschutz sind Themen, für die sich die IGFM engagiert. Dabei unterstützt sie
auch die Handyspenden-Sammelaktion des „Internationalen Katholischen Missionswerkes missio“ (im Referat Weltkirche des Bistums Fulda).
Rund 50 Millionen Menschen werden weltweit durch moderne Sklaverei ausgebeutet.
Moderne Sklaverei umfasst Formen der meist wirtschaftlichen Ausbeutung wie Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft, Zwangsprostitution, Zwangsheirat und Menschenhandel. Dabei werden Betroffene festgehalten,
ihre Hilflosigkeit oder Armut gezielt zur Ausbeutung genutzt.
Über 200 Millionen ausgediente Handys liegen ungenutzt in deutschen Schubladen. Dabei können diese Geräte noch viel Gutes bewirken.
Für jedes recycelte Handy geht ein Anteil des Erlöses für die Hilfsprojekte der „Aktion Schutzengel“.
Alte Handys enthalten wertvolle Rohstoffe, die oft unter unfairen Bedingungen abgebaut werden. Durch Recycling können Ressourcen geschont und die Projektpartnerinnen und Partner von missio
unterstützt werden.
Gemeinsam können wir globale Ungerechtigkeit bekämpfen und eine gerechtere Welt schaffen.
So einfach geht’s: Alle Sim- und Speicherkarten aus dem Handy entfernen.
Handy inkl. Akku und Rückschale, ggf. Ladegerät, in den Briefkasten legen. (Sollte der Akku lose sein, die Pole bitte mit einem Klebestreifen abkleben.)
Wenn Sie alte Handys spenden, helfen Sie mit und bewirken viel Gutes auch im Sinne der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Weitere Informationen bei Felizitas Sondergeld Tel. 06657-8715
Als Mitglied der Agenda-Arbeitsgruppe "Faires Fulda" beteiligt sich die IGFM-Arbeitsgruppe Fulda auch in diesem Jahr an der Fairen Woche, die die Stadt Fulda als Fairtrade-Town organisiert.
„Wald & Weite – Naturerfahrung mit allen Sinnen"
Sonntag, 22. Sept. | 15.00–17.30 Uhr
Wanderparkplatz am Wegekreuz Wilhelm-Leitschuh-Straße Ecke Fuldaer Straße, 36145 Hofbieber
Ein ca. 2 km langer Rundweg bietet neben dem Eintauchen in den Wald den Blick in die Weite, die Zukunft, die Herausforderungen der kommenden Zeit. Es gilt die Schönheit der Natur in all ihrer Zerbrechlichkeit und Bedrohtheit zu entdecken. Insbesondere wird das Motto der Fairen Woche 2024 „Klimagerechtigkeit - Fair. Und kein Grad mehr!“ angesprochen.
Der Rundgang ist nur bei gutem Wetter, d. h. ohne Regen, Sturm und Gewitter möglich und nicht barrierefrei.
Referentin: Felizitas Sondergeld, IGFM, Anmeldung bis 15.09.2024: felizitas.sondergeld@web.de
Die IGFM-Arbeitsgruppe Fulda hat zum Weltkindertag mit einem Stand auf der Landesgartenschau 2023 auf die Wahrung der Kinderrechte aufmerksam gemacht. Unter dem Schwerpunkt "Recht auf Bildung" informierte die IGFM im Rahmen der Fairen Woche 2023 über die Kinderrechtserklärung der Vereinten Nationen, über ihre Bildungsprojekte in Rumänien und bot eine Mitmachaktion für Kinder an. Auch eine Schulranzen-Sammelaktion wurde durchgeführt.
V.l.n.r.: Edgar Lamm (Vors.), Katrin Bornmüller, Gunter Goebel, Martin Lessenthin, Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, Michael Brand (MdB).
Die Durchsetzung der Menschenrechte ist eine Daueraufgabe! Menschenrechte sind universell und unteilbar – die Verantwortung dafür ist es auch.
(Joachim Gauck)
"Wer den Universalismus der Menschenrechte verneint, der leugnet, dass die Wurzeln der Menschenrechte in den unterschiedlichsten
Kulturen unserer Erde liegen. Der verkennt, dass sie unser allerwichtigstes globales Gut sind."
(Joachim Gauck)
Die vollständige Rede von Bundespräsident a.D. Joachim Gauck finden Sie hier.
Meine Dankbarkeit für Ihr Wirken zu den Zeiten, als ich selbst noch zu den Unterdrückten zählte, ist ungebrochen. So möchte ich die Gelegenheit erneut nutzen, um Ihnen – den Mitgliedern der Internationalen Gemeinschaft für Menschenrechte – für Ihre Arbeit zu danken und Ihnen den Rücken zu stärken für Ihre zukünftigen, herausfordernden Aufgaben.
(Joachim Gauck)
Menschenrechte sind angeboren und unveräußerlich – sie gelten für jede und jeden. Sie beruhen auf der unumstößlichen Tatsache, dass wir Menschen allein aufgrund unseres Menschseins gleich sind, trotz aller kulturellen, religiösen, sozialen oder sonstigen Unterschiede, die es geben mag.
(Joachim Gauck)
Ohne die mutigen Menschen in den NGOs wäre die Umsetzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte nicht da, wo sie heute ist. Sie bleiben als Impulsgeber und Korrektiv weiterhin unverzichtbar. Am heutigen Jubiläumstag der IGFM ermutige ich Sie: Tun Sie Ihre Arbeit unermüdlich. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie dazu beitragen, dass wir uns nicht blind und taub stellen, sondern dass wir uns dafür sensibilisieren, immer wieder um das höchste Gut, das wir haben, zu ringen: die Würde des Menschen
(Joachim Gauck)
Sehr geehrter Herr Brand,
sehr geehrter Herr Professor Shieh,
sehr geehrter Herr Lamm,
sehr geehrte Frau Bornmüller,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
wenn wir heute gemeinsam Ihre 50. Jahrestagung begehen, im Übrigen fast genau am Tag der Gründung am 8. April 1972, begegnen wir uns in Zeiten des Krieges in Europa und unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine, unser Mitgefühl gilt allen, die unter Verfolgung, Not und Krieg leiden. [...] Wir spüren ja zudem, dass nicht nur ein fernes Land angegriffen und unterjocht werden soll. Wir spüren, dass wir mitgemeint sind, wenn der Ukraine ihre Selbstbestimmung genommen werden soll. Putins Krieg gilt letztlich der freien Welt, der liberalen Demokratie. Seiner leninistischen Prägung getreu sieht er die einmal errungene Macht als etwas an, das nie preisgegeben werden darf. So setzt er – allerdings ohne kommunistische Ideologie – das fort, was er einst vertrat, nun nationalistisch und neoimperialistisch begründet: Menschen und Bürgerrechte gelten nicht, die Herrschaft des Rechts ebenso wenig, Gewaltenteilung nicht existent, der öffentliche Raum ohne Meinungs- und Versammlungsfreiheit – eine durchherrschte Gesellschaft. Niemand weiß, wie weit Putins Ambitionen bei der Wiedererrichtung eines großrussischen Imperiums reichen. Niemand kann sagen, dass Übergriffe auf Polen oder die baltischen Staaten in Zukunft ausgeschlossen sind. [...]
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich war acht Jahre alt, als die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Und ich war 11 Jahre alt, als ich in der DDR staatliche Repression erlebte.
Mein Vater wurde 1951 ohne jeden Grund von der sowjetischen Geheimpolizei entführt und zusammen mit anderen Unschuldigen in einem Geheimverfahren zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. Ich
erfuhr, was es bedeutet, wenn ein geliebter Mensch aus der Familie verschwindet und – nach Jahren der Ungewissheit – dann schließlich zurückkehrt, schwer gezeichnet an Körper und Seele. Dabei hatte
meine Familie noch Glück. Denn Abertausende in ganz Mittelosteuropa haben das kommunistische Unrechtssystem nicht überlebt. Wer eine solche Ohnmacht jemals gespürt hat, der möchte sie nie wieder
zulassen und nirgendwo sehen, nicht in der eigenen Familie und nirgendwo sonst. Der erfolgreichste Anwalt für die Menschenrechte ist in uns – es ist ein tiefes inneres Wissen um die Würde und die
Rechte eines jeden Menschen.
Doch offensichtlich bedarf es manchmal erst grausamster Verfehlungen, um diesem Wissen politisch Gültigkeit zu verschaffen. Die Idee der Menschenrechte ist jahrhundertealt und seit über 200 Jahren in den amerikanischen und französischen Verfassungstexten verankert. Aber erst der große Zivilisationsbruch des Zweiten Weltkriegs mit Massenmord und Holocaust führte 1948 jene internationale Allianz zusammen, die sich auf einen gemeinsamen Katalog der Menschenrechte verständigen konnte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg brauchte die Weltgemeinschaft eine neue geistig-politische, aber auch moralische Grundlage. Es war unabdingbar geworden, das Individuum und seine unveräußerlichen Rechte zu schützen – unabhängig von seiner Ethnie, Religion, Hautfarbe oder seinem Geschlecht.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte war zwar zunächst „nur“ eine Absichtserklärung, kein bindendes Gesetz, jedoch war sie eines der größten Versprechen, das seit Menschengedenken formuliert worden ist. Und es dauerte nicht lange, bis sie in vielen Staaten in nationales Recht überging. Gleichheit und Freiheit, bürgerliche, politische, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Rechte: Für so vieles von dem, was wir heute in großer Differenzierung vorfinden, wurde 1948 das Fundament geschaffen.
Die Geschichte der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist für mich deshalb auch eine Geschichte der politischen Willenskraft des Menschen. Wir haben es in Mittel- und Osteuropa im vergangenen Jahrhundert immer wieder erlebt: Es waren die Menschenrechte und nach 1975 auch die Schlussakte von Helsinki, auf die sich die Mutigen berufen konnten, wenn sie sich gegen ihre Unterdrücker, gegen Gewalt und Willkür wehrten. Aber wenn wir auf die letzten Jahrzehnte zurückblicken und eine Bestandsaufnahme über die Entwicklung und Verbreitung der Menschenrechte wagen, dann muss die Bilanz ernüchternd ausfallen.
Zu oft sind Menschenrechte nur ein Versprechen für die Zukunft. Man muss sie so bezeichnen, weil viele Millionen Männer und Frauen und Kinder auf dem ganzen Erdball diese Rechte eben noch nicht als Realität erleben, sondern als eine große unerfüllte Sehnsucht. In zahlreichen Staaten auf nahezu allen Kontinenten wurden und werden die Menschenrechte ignoriert, relativiert und den Interessen der Machthaber, Clanchefs, Warlords oder Parteiführer untergeordnet. Aus vielen Teilen der Welt wird berichtet, wie Menschen aus dem Land getrieben werden, weil sie der vermeintlich „falschen“ Ethnie, Religion oder Partei angehören, oder weil sie wegen ihrer politischen Einstellung, ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden und auf ihre Meinungsfreiheit nicht verzichten wollen.
Noch nie war die Zahl der Menschen, die dort, wo sie beheimatet sind, nicht mehr leben können, so hoch wie heute. Mehr als ein Prozent der Weltbevölkerung befand sich 2021 auf der Flucht – über 84 Millionen Menschen. Auch in Europa, sehen wir die schrecklichen Folgen von Krieg, Konflikten und Verfolgung: Bereits über vier Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer haben eine beschwerliche Flucht angetreten und ihre Heimat auf unbestimmte Zeit verlassen. Und schon seit Jahren fliehen Menschen über das Mittelmeer nach Europa. Und oftmals finden sie den Tod.
Zugleich ist es nunmehr 74 Jahre her, dass Vertreter aller Kontinente die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte bei den Vereinten Nationen verabschiedeten und erstmals Rechte für alle Menschen proklamiert wurden. Weltweit. Unterschiedslos und unabhängig von nationaler oder sozialer Herkunft, Ethnie, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. [...]
Wer den Universalismus der Menschenrechte verneint, der leugnet, dass die Wurzeln der Menschenrechte in den unterschiedlichsten Kulturen unserer Erde liegen. Der verkennt, dass sie unser allerwichtigstes globales Gut sind. Und er ist blind dafür, dass die Unterdrückten in jedem Land der Erde die Sprache der Menschenrechte sehr gut verstehen. Überall dort sind die Menschenrechte Unzähligen Hoffnung und Sehnsucht, sie ermutigen die Ohnmächtigen zum Widerstand und zum Kampf für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie eng Flucht und Nichtachtung der Menschenrechte miteinander verzahnt sind, erleben wir zurzeit nicht nur in der Ukraine. Das mussten wir auch bei den vielen Frauen und Männern auf den Straßen in Belarus im Sommer 2020 beobachten. Erschüttert schauen wir auf die gewaltsame Unterdrückung dieser friedlichen Demokratiebewegung und das Schicksal der mutigen Frauen: Die Führerin der belarussischen Opposition und Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichonowskaja konnte noch ins litauische Exil fliehen. Ihre Mitstreiterin Maria Kalesnikowa hingegen wurde verhaftet, weil sie in Belarus bleiben wollte, und sich weigerte ins Ausland zu gehen. Seitdem sitzt sie wie mehrere hundert andere Oppositionelle im Gefängnis.
Nicht selten frage ich mich, ob wir nicht doch mehr tun könnten, als wir tatsächlich tun. Als Ostdeutscher weiß ich, wie wichtig die Solidarität aus der freien, demokratischen Welt ist – als Druck gegenüber den Herrschenden und als aufbauende Kraft für die Unterdrückten und Vertriebenen.
Und genau in dieser Weise setzen Sie sich in den verschiedensten Handlungsfeldern für Unterdrückte ein. Trotz mancher Fortschritte sind zum Beispiel Frauen immer noch viel zu oft Opfer von Gewalt, Isolation und Unrechtsjustiz, wenn sie sich für ihre und die Rechte anderer einsetzen, wie etwa im Iran, in Kuba und Belarus. Oft werden sie willkürlich inhaftiert und ohne fairen Prozess zu teils hohen Haftstrafen verurteilt. Es ist erschütternd, dass trotz engagierter Aufklärungsarbeit von vielen nichtstaatlichen Hilfsorganisationen immer noch weiblicher Geschlechtsorgane verstümmelt werden, dass Frauen unter Zwang verheiratet oder gar als Handelsware behandelt werden.[...]
Wie weit Menschenrechte umgesetzt werden können, hängt auch von aufmerksamer Begleitung, Beratung und der Hartnäckigkeit der Zivilgesellschaft ab: Ohne die mutigen Menschen in den
NGOs wäre die Umsetzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte nicht da, wo sie heute ist. Sie bleiben als Impulsgeber und Korrektiv weiterhin unverzichtbar. Am heutigen Jubiläumstag der IGFM
ermutige ich Sie: Tun Sie Ihre Arbeit unermüdlich. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie dazu beitragen, dass wir uns nicht blind und taub stellen, sondern dass wir uns dafür sensibilisieren, immer wieder
um das höchste Gut, das wir haben, zu ringen: die Würde des Menschen. Denn wir alle "sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen". So steht es in
Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Unsere Welt braucht Menschen, die diese Worte nicht nur kennen, sondern sich durch sie bewegen lassen. Wir haben es ja erlebt: Unrecht kann besiegt werden, Freiheit und Recht sind möglich. Daran wollen wir glauben und dafür wollen wir gemeinsam kämpfen.
(Joachim Gauck, Bundespräsident a.D.).
Kompakte Information auf 1x1 Quadratmetern: Der Stand der IGFM-AG Fulda informiert über das Recht auf Bildung und über die Grundrechte der UN-Kinderechtskonvention. Auch erste gespendete Schulranzen wurden abgestellt.
Unten: Am eigenen Leib erfahren, wie hart die Arbeit des Wasserholens ist: Mitmachaktion als Teil der Ausstellung von Christof Krackhardt.
(4.9.2020) Gemeinsam mit der Agenda AG Faires Fulda beteiligte sich die IGFM-Fulda an der Fairen Woche 2020 im Umweltzentrum Fulda. Die Gestaltung des Aktionstages am 20.09. hatte die IGFM-Fulda als Mitglied der Agenda Arbeitsgruppe Faires Fulda übernommen. Sprecherin Felizitas Sondergeld begrüßte die Ausstellungsbesucher und eröffnete gemeinsam mit dem Fotograf Christof Krackhardt die Führung durch die Ausstellung.
An einem Stand der Arbeitsgruppe Fulda der Internationale Gesellschaft für Menschenrechte e.V. (IGFM) wurden die Grundrechte der UN Kinderrechtskonvention, speziell das Recht auf Bildung,
thematisiert. Kinder konnten sich an dem Aktionstag vor dem Umweltzentrum über das Recht auf Bildung in anderen Ländern informieren und an einem Kreativtisch einen persönlichen Wunsch, bzw. eine
Schulerfahrung sowie ein gemaltes Bild für rumänische Kinder auf Papier bringen. Informationen über das rumänische Schulbildungssystem sowie ein Sammelaufruf für gebrauchte Schulranzen/-taschen
ergänzten die Aktion. Die Fulda bringt die gesammelten Schulmaterialien benachteiligten Kindern in die Region Braila/Rumänien. Eine Abgabemöglichkeit besteht unter folgender Adresse:
Felizitas Sondergeld, Morleser Str. 3a, 36157 Hofbieber, Tel. 06657/8715
Gunter Goebel, Am Felsenkeller 24, 36100 Petersberg, Tel. 0661/240088
Zur Hintergrundinformation: Presseartikel der IGFM-Fulda zum Aktionstag (gekürzt):
Ein Start ins neue Schuljahr ohne Hefte, Stifte und ohne Schulranzen? Was für hiesige Schülerinnen und Schüler undenkbar wäre, ist für bedürftige Kinder im Osten Rumäniens bittere Realität.
Pünktlich zum Schulbeginn in Rumänien unterstützt die Arbeitsgruppe Fulda der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte e.V. (IGFM) erneut 50 Kinder in der Region Braila im Osten Rumäniens mit gebrauchten Schulranzen und Rucksäcken und einem 20 Euro-Gutschein für Schulmaterialien. „Bei unseren jährlichen Besuchen in Rumänien bitten uns immer wieder Familien und Kinder um Schulmaterialien, da das Kindergeld von 18 Euro im Monat oftmals noch nicht einmal für ein ordentliches Paar Schuhe reicht“, so berichtet IGFM-Arbeitsgruppensprecherin Felizitas Sondergeld von ihren Begegnungen in der nördlichen Walachei in der Region Braila. Deshalb hat die Fuldaer Arbeitsgruppe auch das Thema Bildung zu ihrem Arbeitsschwerpunkt für ihr humanitäres Engagement in Rumänien gemacht und unterstützt dort mit monatlichen Stipendien und der Weitergabe von Notebooks den Schulbesuch von Kindern und Jugendlichen aus bedürftigen Familien und stattet Schulen mit Schulmöbeln und Computern aus.
Wie Felizitas Sondergeld weiter erläutert, beginnt - oder endet allzu oft - die schulische Zukunft rumänischer Kinder bereits nach dem 8. Schuljahr! Mit Abschluss der 8. Klasse in der
Einheitsschule, die es in jeder Gemeinde in Rumänien gibt, endet die Schulpflicht. Wer weiter die Schule besuchen will, seien es drei Jahre für eine berufliche Ausrichtung oder vier Jahre für eine
Hochschulreife (Baccalaureat - dem Abitur vergleichbar), muss sich auf den Weg in die weiterführenden Schulen in der nächsten Großstadt machen, und man muss sich das leisten können.
Da der rumänische Staat für den Schulbesuch keine oder so gut wie keine Buskosten übernimmt, zumindest nicht in der Region Braila, sind Fahrtkosten in Höhe von 50-65 Euro im Monat die Regel, sofern
die Schülerinnen und Schüler z.B. 30km und mehr außerhalb wohnen. Bei 18 Euro Kindergeld und einem Monatsverdienst eines Tagelöhners von 130-200 Euro auf dem Land findet für viele Kinder armer Eltern
der Schulbesuch nach der 8. Klasse nicht mehr statt und es beginnt gleichzeitig der perspektivlose Weg der Kinder in eine Zukunft als Tagelöhner auf den Weiden und in den Ställen der kleinen Orte auf
dem Land.
In enger Kooperation mit Schulen, Sozialarbeitern und einer örtlichen Stiftung, die im Namen der IGFM-Fulda die Fahrtkostenunterstützung auszahlt, bemüht sich die Arbeitsgruppe, diesen Kreislauf
gerade für begabte Kinder zu beenden, wobei für die IGFM nicht Spitzennoten, sondern soziale Belange und die Sehnsucht der jungen Menschen nach einem weiteren Schulbesuch im Vordergrund
stehen.
(Nov. 2019) Am Sonntag, dem 24. November 2019, informierte die IGFM-Arbeitsgruppe Fulda in einem gut einstündigem Lichtbildervortrag im Pfarrzentrum der Pfarrei St. Paulus/Fulda-Ziehers Nord über ihre langjährige humanitäre Arbeit in Rumänien. Vom 29.09.-03.10.2019 waren mit Felizitas Sondergeld, Gunter Goebel, Hans Welter und Gerald Wolff wieder vier Mitglieder der IGFM-Fulda in Rumänien vor Ort, haben Projekte und Familien besucht und die Winterhilfe vorbereitet.
Neben einem kurzen Rückblick zu 30 Jahren Humanitärer Hilfe der IGFM-Fulda (1990-2019) wurde die humanitäre Arbeit der IGFM für Familien und alte Menschen in Rumänien vorgestellt und ein Überblick über die betreuten Projekte und Projektpartner in der Region Braila/Rumänien gegeben:
- Vermittlung von Schulpatenschaften
- Vermittlung von Familienpatenschaften
- warme Decken für kalte Winternächte
- Holzlieferungen für besonders arme Menschen
- Photovoltaikanlagen für Menschen ohne Stromanschluss
- Projekt "winterfester Raum" für Familien und Senioren
- Casa Fulda - Familienwohnprojekt für Waisenkinder
- Nähstubenprojekt für benachteiligte Mädchen
- Unterstützung von Armenküchen und Wohnprojekten
- Schulranzen & Hefte für mehr Chance auf Bildung
- Lebensmittelspenden als Weihnachtsgeschenk
- Fahrräder für Tagelöhner und Familien
Am 16. November 2019 war es wieder soweit: Die IGFM-Arbeitsgruppe Fulda sammelte im Edeka-Markt Hahner in Künzell Lebensmittel, Hygieneartikel und Geldspenden für bedürftige Familien in Rumänien.
Über 40 Bananenkartons mit haltbaren Lebensmitteln kamen an diesem Tag zusammen. In vielen Gesprächen konnten wir über unsere humanitäre Arbeit informieren. Auch die Spendendose füllte sich, so dass wir weitere Lebensmittel einkaufen konnten.
Gemeinsam mit weiteren Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikeln aus Sach- und Geldspenden wurden 120 Familienpakete für bedürftige Menschen in der Region Braila in Rumänien gepackt. Die IGFM-Fulda sagt herzlichen Dank an alle, die diese Aktion so tatkräftig unterstützten.
Gunter Goebel, Sprecher
Felizitas Sondergeld, Sprecherin
Die junge Jesidin Shirin hatte gerade ihr Abitur abgelegt und wollte im Irak Jura mit dem Schwerpunkt Frauenrechte studieren, als IS-Milizen ihr Heimatdorf im nordirakischen Sindschar-Gebiet überfielen. Mit ihrer Familie und anderen jesidischen Dorbewohnern wurde sie im August 2014 ins Gebiet des sogenannte „Islamischen Staates“ verschleppt und fast ein Jahr lang als Sklavin gehalten. Terroristen des IS misshandelten und vergewaltigten sie und andere Frauen und verkauften sie untereinander weiter. Neun mal wurde Shirin auf diese Weise verkauft. Erst nach neun Monaten gelang ihr die Flucht ins autonome Kurdengebiet, von wo aus sie über ein Hilfsprogramm nach Baden-Württemberg reisen konnte. Das Schicksal und der Verbleib ihrer Mutter und ihrer Geschwister ist bis heute nicht geklärt. Bis heute sind noch etwa 3500 Mädchen und Frauen in der Gewalt von IS-Kämpfern, die sie zwingen, zum Islam zu konvertieren, sie als ihr persönliches Eigentum betrachten und als Haussklaven demütigen und missbrauchen. Ihre Geschichte hat Shirin mit Unterstützung der Journalistin Alexandra Cavelius und des Psychologen Prof. Dr. Jan Kizilhan aufgeschrieben und als Buch unter dem Titel „Ich bleibe eine Tochter des Lichts“ veröffentlicht.
Shirin lebt heute in einer Stadt in Baden-Württemberg lebt. Sie ist eine von 1.000 schwer traumatisierten Frauen, die als "Kontingentflüchtlinge" durch ein Sonderprogramm der Baden-Württembergischen Landesregierung nach Deutschland ausgeflogen wurden und die Möglichkeit bekamen, durch eine Therapie ins Leben zurückzufinden. Inzwischen besucht Shirin eine Integrationsklasse, lernt Deutsch und findet den Mut, sich in ihrer neuen Umgebung selbstbestimmt und frei zu bewegen.
In zwei von der IGFM-Fulda organisierten Veranstaltungen schilderte die junge Jesidin mutig ihr Schicksal: Vor 120 Schülerinnen und Schülern der Winfriedschule Fulda und im Rahmen eines Akademieabends im Bonifatiushaus Fulda mit 150 Gästen berichtete sie von ihren Erlebnissen und ihrem Umgang damit, beschrieb ihre Hoffnungen und Ziele und beantwortete Fragen der Zuhörer. Besse Boga, selbst Jesidin, übersetzte und las stellvertretend für Shirin zwei Kapitel aus deren autobiografischem Buch.
In die gesellschaftliche und politische Situation im Nordirak sowie in die Geschichte des IS führte bei beiden Veranstaltungen Johannes Näder von der IGFM-Fulda ein. Während der Ostertage 2017 hatte er als Bildungsreferent des Menschenrechtszentrums Cottbus an einem Friedens- und Versöhnungsmarsch von Erbil bis nach Alqosh in der Niniveebene nördlich von Mossul teilgenommen und konnte daher auch von seinen Eindrücken über die Situation in den Flüchtlingslagern berichten und eine Einschätzung über das äußerst schwierige Zusammenleben der verschiedenen Ethnien und Religionen geben, das durch Krieg und massive Kulturbrüche nur mühsam gelingt.
Kathrin Bornmüller, Ehrenvorsitzende der Deutschen Sektion der IGFM und Organsiatorin zahlreicher Hilfstransporte in die Krisenregion, ergänzte die Ausführungen durch ihre Erlebnisse und Erfahrungen, die sie bei Hilfstransporten und Besuchen im Sindschar-Gebirge gesammelt hat. Gerade die entwurzelten Menschen in den wilden Flüchtlingscamps, die Familien und Kinder in den zerstörten Dörfern benötigen dringend humanitäre Hilfe, Zugang zu sauberem Trinkwasser und medizinische Betreuung.
In den Fängen des Islamischen Staates
Eine Jesidin berichtet von ihrer Verschleppung und Flucht
Die junge Jesidin Shirin wollte gerade ihr Abitur ablegen, als IS-Milizen ihr Heimatdorf im nordirakischen Sindschar-Gebiet überfielen. Mit ihrer Familie und anderen jesidischen Dorbewohnern wurde
sie im August 2014 ins Zentrum des sogenannte „Islamischen Staates“ verschleppt und fast ein Jahr lang als Sklavin gehalten. Terroristen des IS misshandelten und vergewaltigten sie und andere Frauen
und verkauften sie untereinander weiter. Nach einem Jahr gelang ihr die Flucht ins autonome Kurdengebiet, von wo aus sie über ein Hilfsprogramm nach Baden-Württemberg reisen konnte. Ihre Geschichte
hat Shirin mit Unterstützung der Journalistin Alexandra Cavelius und des Psychologen Prof. Dr. Jan Kizilhan aufgeschrieben und als Buch veröffentlicht.
Im Rahmen einer Buchlesung mit anschließendem Publikumsgespräch berichtet Shirin von ihrem Leben in Gefangenschaft, von ihrer Flucht und von der Verarbeitung des Grauens.
Johannes Näder von der Fuldaer Arbeitsgruppe der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), der gerade von einem Friedensmarsch aus dem Nordirak zurückgekehrt ist, wird ins Thema einführen und die humanitäre Hilfe der IGFM vor Ort vorstellen.
Referenten:
Shirin, Jesidin aus dem nordirakischen Sindschar-Gebiet
Johannes Näder, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Cottbus/Fulda
Bonifatiushaus Fulda
4. Mai 2017, 19 Uhr
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist das bekannteste Menschenrechtsdokument. Sie ist kein völkerrechtlicher Vertrag, sondern nur eine Willenserklärung der UN-Generalversammlung vom 10. Dezember 1948, in der die Völker der Vereinten Nationen "ihren Glauben an die grundlegenden Menschenrechte, an die Würde und den Wert der menschlichen Person" bekräftigt haben. Weil die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte über Jahrzehnte international allgemein als der Standard für Menschenrechte anerkannt wurde, ist sie ins Völkergewohnheitsrecht eingegangen und dadurch rechtsverbindlich.
Ergänzt wurde diese Charta der Vereinten Nationen von einer "Erklärung der Rechte des Kindes" im Jahre 1959, in der jedem Kind folgende Rechte zugesprochen werden:
1. Das Recht auf Gleichheit, unabhängig von Rasse, Religion,Herkommen, Geschlecht.
2. Das Recht auf eine gesunde geistige und körperliche Entwicklung.
3. Das Recht auf einen Namen und eine Staatsangehörigkeit.
4. Das Recht auf genügende Ernährung, Wohnung und ärztliche Betreuung.
5. Das Recht auf besondere Betreuung, wenn es behindert ist.
6. Das Recht auf Liebe, Verständnis und Fürsorge.
7. Das Recht auf unentgeltlichen Unterricht, auf Spiel und Erholung.
8. Das Recht auf sofortige Hilfe bei Katastrophen und Notlagen.
9. Das Recht auf Schutz vor Grausamkeit, Vernachlässigung und Ausnutzung.
10. Das Recht auf Schutz vor Verfolgung und auf eine Erziehung im Geiste weltumspannender Brüderlichkeit und des Friedens.
Dass die Arbeitsgruppe Fulda der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte in ihrem Arbeitsschwerpunkt für die besseren Lebensumstände rumänischer Heimkinder engagiert und sie durch Hilfsgütertransporte fördert, ist keine Selbstverständlichkeit. Das Eintreten für Menschen in sozialer Notlage ist in erster Linie ein karitativer Gedanke, der weltweit eher von großen Hilfsorganisationen wahrgenommen und nur selten mit der Menschenrechtsthematik verbunden wird. In Rumänien allerdings ist das Schicksal von Heimkindern eng mit Menschenrechtsverletzungen verknüpft, denn die zahlreichen Kinderheime des Landes 'verdanken' ihre Existenz einer dunklen Vergangenheit: Das 1965 an die Macht gekommene Diktatorenehepaar Ceausescu sonderte bis zu seinem Sturz im Winter 1989 Kinder nach staatlichen Intelligenztests in 'Sterbeheimen' ab, wo sie unter erschütternden hygienischen Bedingungen dahinvegetierten. Unterernährung und fehlende medizinische Versorgung waren kalkulierte Größen, um den 'Nachschub' an selektierten Kindern in den Heimen sicherzustellen, ohne expandieren zu müssen. Für einige Heime bedeutete das eine geplante Sterblichkeit von 50 Prozent im Jahr. Ein großer, schlichter Friedhof war meist Teil des Heims. Gekoppelt war diese Politik mit dem Größenwahn Ceausescus, den Vielvölkerstaat Rumänien zu einer so gut wie rein rumänisch bevölkerten Nation zu machen. So ordnete er an, daß jede rumänische Frau mindestens fünf Kinder zu gebären habe. Amtliche Schwangerschaftsnotierungen und Schikanen der berüchtigten Sekuritate, die ihren Nachwuchs aus besonderen rumänischen Waisenheimen rekrutierte, unterstützten diese Rassenzucht-Politik. 1990, also ein Jahr nach dem Zusammenbruch der rumänischen Diktatur hat die IGFM-Fulda begonnen, Kinderheime in Rumänien zu unterstützen. Bis heute arbeiten wir in Rumänien daran, Kindern aus armen Familien zu einem besseren Lebens zu verhelfen - ganz im Sinne der Kinderrechtserklärung.
Die Arbeit der IGFM-Arbeitsgruppe Fulda seit ihrer Gründung im Jahre 1989 ist vielfältig und reicht von der Einzelfallbetreuung politisch Inhaftierter über den Einsatz gegen Folter und Todesstrafe über das Eintreten für Rechte der Kinder bis hin zur humanitären Hilfe mit dem Schwerpunkt Rumänien.